Generell besteht Tsunami-Gefahr überall dort, wo „Störungen“ im Meer entstehen, die große Wassermassen aus ihrem Gleichgewicht bringen. Vor allem in Regionen in denen Platten aufeinander treffen, aneinander vorbeidriften oder sich übereinander schieben. Es tauchen die dichteren ozeanischen Platten unter die Kontinentalplatten ab, ein Vorgang, den die Geowissenschaftler Subduktion nennen. Bei der Subduktion verhaken sich die Platten ineinander und es bilden sich Spannungen im Gestein. Durch eine plötzliche ruckartige Bewegungen der Bruchschollen lösen sich diese Spannungen auf – die Erde bebt.
Tsunamis können aber auch durch Vulkanausbrüche, küstennahe Bergstürze, Unterwasserlawinen oder Meteoriteneinschläge ausgelöst werden. In erster Linie sind vor allem Strände und Küsten von Tsunamis betroffen. Über Flussmündungen kann die Welle aber auch kilometerweit in das Landesinnere vordringen.
Welche Regionen sind hauptsächlich betroffen?
Tsunamis treten am häufigsten im Pazifik auf, vor allem entlang des „Pazifischen Feuerrings“ im Stillen Ozean. Die Zone befindet sich am nördlichen Rand der Pazifischen Platte und gehört zu den tektonisch aktivsten Gebieten der Erde. Mehrmals im Jahr bebt die Erde dort so stark (mindestens 7 auf der Richter-Skala), dass daraus ein Tsunami entsteht. Japan zum Beispiel wird jährlich mindestens einmal von einem Tsunami getroffen. Aus den Beobachtungen der Wissenschaftler und historischen Quellen weiß man heute, dass in allen größeren Meeren der Welt Tsunamis auftreten können. So kommen auch in den geologisch weniger aktiven Ozeanen wie Atlantik, Indischer Ozean oder Mittelmeer schwerwiegende Tsunamis vor. Große Gefahr besteht in bevölkerungsreichen Gebieten oder Urlaubsgebieten, in denen ein Tsunami Millionen von Menschenleben gefährden kann. Zwar kommen zum Beispiel Tsunamis im Mittelmeer seltener als im pazifischen Ozean vor, aber gerade deshalb darf man die Gefahr nicht unterschätzen oder verharmlosen. Der Blick zurück in das Jahr 1755 zeigt, dass der durch das Erdbeben vor Lissabon ausgelöste Tsunami ein Großteil der 70.000 Todesopfer zu verantworten hatte.
Die größten Tsunami Katastrophen bisher – weltweit
Circa 1.000 Tsunamis wurden bisher nachweislich dokumentiert, jedoch die meisten Tsunamis waren kleine Wellen die kaum Schaden angerichtet hatten. 10% der nachgewiesenen Tsunamis wurden durch ihre zerstörerische Kraft zur Katastrophe.
Überblick historische Tsunamis:
Das Erdbeben mit einer Stärke von 7,5 erzeugte einen Tsunami, der von den wissenschaftlichen Aspekten her ungewöhnlich war. Zunächst lässt sich festhalten, dass das Erdbeben eine horizontale Bewegung erzeugt hat, bei der die Bildung von Tsunamis sehr selten ist. Vielmehr war ein unterseeischer Hangrutsch dafür verantwortlich. Zusätzlich lag die am stärksten betroffene Stadt Palu am Ende einer Bucht, wodurch die Wellen höher als erwartet ausfielen. Die Zahl der Toten beläuft sich auf mindestens 2256.
Durch eines der folgenschwersten Erdbeben der Menschheitsgeschichte mit einer Stärke von 9,1 entstand ein lokal bis zu 40 Meter hoher Tsunami, der weite Teile der Ostküste Japans zerstörte. Zwar wurden im Vorfeld Mauern als Schutz vor Tsunamiwellen gebaut, diese waren jedoch im Verhältnis zu den letztlich auftreffenden Wellen zu niedrig. Rund 18.500 Personen sind bei der Katastrophe gestorben. Einer der größten Folgen sind die noch anhaltenden Gefahren, die durch die Beschädigung des Atomkraftwerkes Fukushima bestehen.
Ein Erdbeben der Stärke 7,8 vor der Insel Sumatra löste einen Tsunami aus, der besonders die Mentawai-Inseln traf. Die Welle erreichte eine Höhe von etwa drei Metern und rollte bis zu 600 Meter ins Inselinnere. Durch die Nähe des Epizentrums erreichte der bis zu drei Meter hohe Tsunami die Inselgruppe nach etwa 10 Minuten. Offiziellen Angaben zufolge starben etwa 435 Personen.
Mit 8,8 ereignete sich an diesem Tag eines der stärksten Erdbeben seit Beginn der Erdbebenaufzeichnung. Durch die geologischen Massenverlagerungen wurde die Dauer eines Tages um 1,26 Mikrosekunden verkürzt. Der durch das Beben entstandene Tsunami erreichte innerhalb von weniger als 30 Minuten die Küstenstadt Talcahuano. Durch das Erdbeben und dem darauffolgenden Tsunami starben rund 520 Personen.
Ein Erdbeben der Stärke 8,1 rund 180 Kilometer südwestlich des Inselstaates Samoa löste einen Tsunami aus, der eine Höhe von bis zu zwölf Metern erreichte. Insgesamt starben 189 Personen. Da das Erdbeben relativ zentral im Pazifik lag, waren die ungefährlicheren Ausläufer des Tsunamis an nahezu allen Küsten des pazifischen Ozeans zu spüren.
Das Erdbeben vor den Salomonen hatte eine Stärke von 8.1 auf der Richterskala. Durch das Beben wurde in der Folge die Insel Ranongga um drei Meter angehoben. Der entstandene Tsunami, der eine Höhe von bis zu zwölf Metern erreichte, traf die Inselgruppe unvorbereitet, da die Distanz zwischen dem Epizentrum des Erdbebens und dem Festland zu gering war. Etwa 50 Personen wurden getötet.
Ein Seebeben der Stärke 7,7 vor der indonesischen Insel Java löste einen Tsunami aus, der 700 Menschen das Leben kostete. Trotz vorhandener Informationen über den drohenden Tsunami, gaben die Behörden in Indonesien keine Tsunami Warnung an Ihre Bevölkerung aus. Die Kunden des Tsunami-Alarmsystems von A3M wurden rechtzeitig gewarnt, dadurch konnten sie sich in Sicherheit bringen und blieben unverletzt.
Ein Erdbeben im indischen Ozean vor der Insel Sumatra mit einer Stärke von 9,3 auf der Richterskala verursachte eine der bisher schlimmsten Tsunami-Katastrophen der Geschichte. Mehr als 280.000 Menschen (darunter viele Europäer) wurden in acht asiatischen Ländern getötet (insbesondere in Indonesien/Sumatra, Sri Lanka, Indien, Thailand, Myanmar, Malediven, Malaysia und Bangladesh). Die Flutwelle erreichte sogar das mehrere tausend Kilometer entfernte Ost- und Südostafrika. Opfer gab es auch in Somalia, Tansania, Kenia, S üdafrika, auf Madagaskar und auf den Seychellen.
Ein großes, zerstörerisches Erdbeben traf den Nordwesten der Türkei und verursachte einen örtlichen Tsunami in der Meeresbucht von Marmara. Dieses passierte entlang der nordanatolischen Bruchzone. Das Epizentrum lag im Golf von Izmir. Offiziellen Schätzungen zufolge verloren etwa 17.000 Menschen ihr Leben und tausende wurden verletzt.
Ein Seebeben löste an der Nordküste von Papua-Neuginea eine Flutwelle aus, bei der 2.000 Menschen ihre Leben verloren.
Eine 26 Meter hohe Welle überschwemmte die Flores-Inseln und verletzte ca. 1.000 Menschen. Todesopfer gab es keine.
Eine 10 Meter hohe Flutwelle tötete an der Pazifikküste von Nicaragua etwa 180 Menschen. Das Epizentrum lag 120 km vor der Küste.
Auf den Philippinen wurden mehr als 5.000 Menschen von einem Tsunami getötet.
Durch ein Erdbeben vor Alaska wurde ein Tsunami ausgelöst, der an der gesamten Westküste Alaskas‘ und der USA insgesamt 122 Menschenleben gefordert hat. Der Sachschaden belief sich auf ungefähr 100 Millionen Dollar.
Auf Hawaii konnte durch das erste Warnsystem ein ganzer Ort rechtzeitig evakuiert werden. Trotzdem starben auf der Insel 61 Menschen. In Chile, dem Entstehungsort des Tsunamis, kamen 1.000 Menschen durch eine elf Meter hohe Welle ums Leben.
Durch einen Erdrutsch in der Lituya Bay in Alaska entstand ein Tsunami, der sich in der engen gegenüberliegenden fjordähnlichen Bucht bis auf 520 Meter auftürmte. Dadurch, dass die Gegend dort kaum besiedelt war, gab es keine Todesopfer.
Das letzte Erdeben in der Aegean Sea zwischen Griechenland und der Türkei welches einen Tsunami auslöste, war das nahe der Südwest-Küste der Insel Amorgos, 53 Menschen starben, 100 wurden verletzt, und hunderte von Häusern wurden zerstört. An der Süd-Küste Amorgos und an der Nord-Küste der Insel Astypalaea waren die Wellen besonders hoch. An diesen zwei Plätzen war die berichtete Höhe jeweils 20 und 25 m.
In Alaska reißt eine Flutwelle einen Leuchtturm in das Meer. Die fünfköpfige Besatzung stirbt. Nach 3.700km erreicht die Welle Hawaii und nimmt 159 Menschen das Leben.
Eine vor der Küste Japans entstandene 20 Meter hohe Welle forderte 3.000 Todesopfer.
Durch ein Erdbeben und durch den darauf folgenden Tsunami wurde die Stadt Messina in Italien fast vollständig zerstört. Mehr als 75.000 Menschen wurden getötet.
Bei einer Flutwelle, die über die Küsten Kolumbiens und Ecuadors hereinbrach, starben 500 bis 1.500 Menschen.
Während religiöser Feierlichkeiten wurden zehntausende Japaner von einer 23 Meter hohen Welle überrascht. Der so genannte Saraiko-Tsunami forderte 26.000 Menschenleben.
Einer der größten Vulkanausbrüche ereignete sich auf der Insel Krakatau in Indonesien. Der Ausbruch des Vulkans, der fast zwei Drittel der Insel versenkte, löste eine 35 Meter hohe Flutwelle aus. 36.000 Menschen starben.
Noch an der Küste Großbritanniens machte sich der Tsunami durch einen Anstieg des Meeresspiegels um einen halben Meter bemerkbar. Die durch die Explosion entstandene Luftdruckwelle umrundete siebenmal die Erde.
Die portugiesische Hauptstadt Lissabon und ihre Einwohner hat ein Erdbeben, entstanden im Ostatlantik, besonders schwer getroffen. Zwei Drittel der Stadt wurden durch ein Feuer zerstört, das in Folge des Erdbebens ausbrach. Die Menschen suchten am Ufer des Tejo Schutz vor den Flammen und wurden dort von haushohen Flutwellen überrascht. 60.000 Menschen verloren ihr Leben. Die Wellen wurden noch in Irland und jenseits des Atlantiks auf den kleinen Antillen bemerkt. An Madeiras Küsten hatten die Wellen noch immer eine Höhe von 15 Metern.
Ein zerstörerisches Erdbeben wurde ausgelöst von einem unterirdischen Ausbruch des Vulkans Colombo, dessen Krater im Meer im Nordwesten von der Insel Santorin liegt. Es wurde ein verheerender Tsunami auf der Insel Ios, im Norden von Santorin beobachtet, und es wurde von Wellen bis zu 16 m hoch berichtet.
Der erste von Augenzeugen dokumentierte Tsunami ereignete sich im Vierwaldstättersee in der Schweiz. Die bis zu 4 Metern hohe Welle richtete beträchtliche Schäden in der Stadt Luzern an. Die Ursache waren Erdrutsche, die von einem Erdbeben mit Zentrum in Unterwalden in der Zentralschweiz ausgelöst wurden. Angeblich starben bei dem Erdbeben acht Menschen.
Die Küsten des gesamten östlichen Mittelmeers wurden von bis zu 60 Meter hohen Flutwellen überschwemmt. Die Welle, verursacht durch eine Vulkanexplosion auf Santorin, einer griechischen Insel in der Ägäis, soll für die Auslöschung der minoischen Kultur verantwortlich sein.